
Nicht die Kapazität der Kliniken in der Pandemie ist das größte Problem. Sondern Immunität gegenüber Fakten. Kommentar zum mentalen Corona-Lockdown.
ist die Pandemie ein intellektuelles Problem? Stehen wir vor einem mentalen Lockdown? Eine steile These, die in Corona-Zeiten viel Nahrung bekommt. Offenbar gibt es zwischen knappen Kapazitäten in Kliniken und begrenzten geistigen Ressourcen einen Zusammenhang.
Pandemie – wo?
Volle Stationen in Kliniken – nicht nur eine Folge von Covid-19, sondern auch von chronischer Ignoranz, fehlender Solidarität und Immunität gegenüber Fakten. Menschen, die durch ihr Verhalten sich und andere gefährden, also infizieren. Seit Beginn der Pandemie. Dem Virus gefällt das.
Viele “Corona-Helfer“
Das Virus zu verharmlosen ist das beste, was ihm passieren kann. Und es geschieht im Namen der Freiheit. Eine Freiheit, die vor allem eines ist: frei von Urteilskraft. Das klingt hart, aber: Ein Problem hört nicht auf zu existieren, weil man es ignoriert. Freiheit gewinnt man dadurch nicht. Ich kann mir auch die Augen verbinden, um aus einem Labyrinth zu entkommen.
» Wir haben Klopapier bis ins 28. Jahrhundert.
Die Tragik im mentalen Corona-Lockdown: Verglichen mit anderen Katastrophen hätten wir gute Chancen. Unser Verstand kann einiges leisten. Viren-Erbgut manipulieren wir, packen das in einen Impfstoff, so dass unser Körper eine Immunität entwickeln kann. Außerdem haben wir Klopapier bis ins 28. Jahrhundert. Das hilft aber nichts, wenn etwas wichtiges fehlt: Verständnis.
Corona-Lockdown im Kopf
Würde ein Asteroid auf die Erde zurasen, sähe es anders aus. Wir könnten wenig tun. In der Pandemie ist es umgekehrt: Im Gegensatz zum heran rasenden Asteroiden können wir das Virus nicht sehen, aber seine Verbreitung begrenzen. Was viele aber stattdessen begrenzen, ist ihr Verständnis für eine komplexe Lage.

Der Autor
wer schreibt hier?
Felix Frerichs, geboren ’83, aus dem Norden Deutschlands, war an der Journalistenschule und arbeitete als Redakteur bei Zeitungen, Fernsehen und einem Online-Magazin. Er lebt in Berlin und macht hier nicemag – Magazin für neues Denken. Für ein besseres Leben.
Dabei muss ich gar nicht verstehen, was exponentielles Wachstum ist. Mein Verstand reicht aus, um zu erfassen, dass es um etwas geht. Um das Leben vieler Menschen. Um meins. Oder von dem Typen, der gestern ein paar Sekunden zu dicht neben mir stand.
» Man muss nicht alles verstehen.
Es reicht, wenn ich es anderen zutraue: dass sie verstehen. Aber stattdessen die Sache kleinreden und ignorieren? Das ist ein Problem. Ich kann mir genauso gut die Augen verbinden und hoffen, den Weg aus dem Labyrinth zu finden. Oder mir vorstellen, dass das Labyrinth ein Schloss ist. Mit mir als König – ein König mit ganz viel Klopapier.